Fuchsbandwurm

Viele Jäger lassen heute den Fuchs ziehen. Die Frage, ob der Fuchs scharf bejagd werden sollte, wird von einer Minderheit verneint. Wenn man für eine scharfe Bejagung ist, sollte man aber immer gewisse Regeln der Jagdethik einhalten. Wird ein Fuchs gestreckt, vermeidet der Jäger oft aus Angst vor einer Infektion jeglichen Kontakt. Der Kadaver „fliegt in die Fichten“ oder bleibt direkt am Luderplatz liegen. Die weitere Verbreitung des Fuchsbandwurmes ist dadurch sichergestellt. Die Jäger sollten ihr Verhalten gründlich ändern und bei der Bekämpfung der Seuche helfen. Wie, das zeigen wir weiter unten auf.

Die Angst vor dem Fuchsbandwurm wächst. Und dies aus gutem Grund. Eine Infektion mit dem Kleinen Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) darf in ihrer Gefährlichkeit für den Menschen nicht unterschätzt werden. Kein anderer Parasit in Mitteleuropa ruft beim Menschen eine derart lebensgefährliche Erkrankung hervor. Perfide an dieser Zoonose ist, daß die Larve des Bandwurms bis zu 15 Jahre in der Leber des Fehlwirtes Mensch heranwachsen und wie ein Tumor wuchern kann, bevor sie eher zufällig entdeckt wird. Ohne Behandlung verläuft die Krankheit tödlich, doch ist eben eine Therapie in diesem Stadium schon kaum mehr möglich, eine vollständige Genesung nahezu ausgeschlossen.

Exakte Daten fehlen. Auf einer internationalen Tagung zur Echinococcose, die das Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg im Frühjahr 1999 ausgerichtet hatte, waren sich die etwa 50 Wissenschaftler darüber einig, daß eine Meldepflicht für die Krankheit ermöglichen könnte, eine notwendige Übersicht über deren Verbreitung zu erhalten. Weil es diese Pflicht jedoch nicht gibt, war im letzten Jahr mit Unterstützung der Europäischen Union in Ulm das Europäische Echinococcose-Register eingerichtet worden. Dort sind bislang 345 Krankheitsfälle aus Frankreich, Österreich, Deutschland und der Schweiz registriert worden. Die Größenordnung der nicht bekannten beziehungsweise nicht erkannten Erkrankungen werden um einiges höher geschätzt.

Nach Erkenntnissen von Professor Dr. Matthias Frosch, Leiter des Würzburger Instituts und Gastgeber seiner Kollegen, kann die Gefahr nur schwer abgeschätzt werden, sich mit einem Fuchsbandwurm zu infizieren. Exakte wissenschaftliche Daten fehlen. In BadenWürttemberg etwa, wo der Parasit recht häufig vorkommt, wird von 30 bis 40 Neuerkrankungen jährlich ausgegangen.

Eine besonders neuralgische Region ist offenbar die Schwäbische Alb. Aber auch im Hochsauerlandkreis sind von 1995 zunächst 7% nunmehr (2006) 80% aller Füchse befallen.Experten sind freilich sicher: Der Parasit hält sich nicht an Ländergrenzen, und so könnte es in anderen Bundesländern regional ähnlich aussehen. So der Kreisveterinär Dr.Delker im Vortrag vor dem Hegerin HSK am 11.3.2006.

Mediziner bestätigen: Mit dem Ansteigen der Fuchspopulation wächst die Gefahr für den Menschen, durch Echinococcus muttilocutaris zu erkranken.

Für die Bevölkerung, nicht nur in diesen Landesteilen, nimmt die Gefahr stetig zu, sich den Parasit „einzufangen“. Weil in einem einzigen Fuchs viele tausend erwachsene Bandwürmer leben können und ein Bandwurm im Laufe seines Daseins hunderte bis tausende infektiöse Eier hervorbringt, ist im Grunde genommen bei jedem Aufenthalt auf Terrain, durch das Reineke schnüren kann, Vorsicht geboten.

Unbestritten ist, daß diese Gefahr gestiegen ist, seit der Fuchsbesatz durch die Immunisierung gegen Tollwut rapide angewachsen ist. So dehnen die Rotröcke ihre Streifzüge mittlerweile am hellen Tag bis in Dörfer und Städte aus, wie erst unlängst ein „Lagebericht“ aus Leipzig wieder bestätigt hat.

Bislang steht auch nur fest, daß sich der Mensch durch die Aufnahme der Bandwurmeier über den Mund infiziert. Diese Eier werden vom Fuchs, in dessen Darm die Bandwürmer heranreifen, mit der Losung ausgeschieden. Von der Natur „vorgesehen“ ist, daß sie dann von Kleinnagern wie Mäusen aufgenommen werden. Frißt die wiederum der Fuchs, hat sich der Kreislauf geschlossen. Zu seiner Funktion als Fehlwirt kommt der Mensch, indem er unter anderem Waldfrüchte ungewaschen verzehrt. Aber auch auf Fallobst, Gartengemüse und – in den letzten Jahren beliebtes Ausflugsziel – auf den Früchten der riesigen Erdbeerplantagen, die ihre Klientel zum Selberpflücken einladen, können die Eier des Bandwurms kleben. Landwirte setzen sich möglicherweise einem höheren Risiko aus, weil sie während der Arbeit auf dem Feld die Eier womöglich aufwirbeln und dann einatmen.

Jäger sind aller Erfahrung nach mittlerweile wesentlich vorsichtiger geworden, wenn sie Kontakt mit Füchsen haben. Kaum einer packt den erlegten Rotrock noch mit bloßen Händen an, beim Abbalgen gehören Latexhandschuh und Mundschutz zum Selbstschutz, vor dem Abbalgen das Fell anfeuchten. Und auf der Pürsch eben mal eine Handvoll Brom- oder Blaubeeren „von der Hand in den Mund“ pflücken, das ist auch passé.

Denn wer sich die Echinococcus Eier eingefangen hat, der hat in aller Regel „schlechte Karten“. Im Dünndarm schlüpft aus den Eiern eine Larve, die in die Leber wandert und dort zu einem schwammartigen Gewebe heranwächst, das die Eigenschaften eines bösartigen Tumors hat. Weil dieses Larvengewebe nur sehr langsam wächst, vergehen bis zu 15 Jahre, ehe sich Symptome zeigen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Erkrankung jedoch meist schon weit fortgeschritten und therapeutisch nur noch schwer zugänglich.

Die Wissenschaftler an der Uni Würzburg haben ein Testverfahren enwickelt, mit dem sich Antikörper gegen die Larven des Fuchsbandwurms im Blut von Patienten nachweisen lassen – und zwar, wie die Forscher unterstellen, bereits in einem Stadium, in dem der Mensch selbst noch gar keine Symptome einer Erkrankung spürt. Mit diesem Test läßt sich sogar erkennen, ob der Untersuchte von einem Fuchsbandwurm oder einer anderen Bandwurmart befallen ist. Dieser Test kann bei jedem Hausarzt durchgeführt werden.

Der Beitrag der Jäger

Die Jäger können einen Beitrag zur Bekämpfung der Seuche leisten, indem sie den erlegten Fuchs unter Beachtung der bekannten Vorsichtsmassnahmen, nämlich unter Verwendung von Plastikhandschuhen oder Einmalhandschuhen, in eine Tüte und diese in einen geeeigneten Karton und diesen in die Tiefkühltruhe stecken. Am besten an einem Montag im Winter geht das Paket auf die Reise zur Gerberei. Ob dies auf dem Postwege geschehen darf und wie, lassen wir hier offen; auch UPS sollte vorher befragt werden. Abbalgen und Gerben kosten ca. 40,00 €. Einige Gerbereien garantieren zwar dafür, daß nach deren Bearbeitung der Balg garantiert frei vom Fuchsbandwurm ist. Allerdings ergibt eine Stellungnahme des staatlichen Veterinäruntersuchungsamtes Arnsberg, dass diese Zusicherungen nicht den Tatsachen entsprechen.

Wir möchten in Zusammenarbeit mit dem hiesigen Kreisveterinäramt eine sichere Lösung anstreben. Der Kreisveterinär Dr.Delker hat zusammen mit dem Autor Rechtsanwalt Mühlenbein, folgenden Vorschlag:

Eine sichere Methode ist, die gegerbten Bälge unter minus 80 Grad Celsius (in der Literatur sind auch Temperaturen ab 50 Grad Celsius zu lesen) einzufrieren. Diese Behandlung verträgt der Fuchsbandwurm nachgewiesen nicht. Stellen, die über geeignete Kühlanlagen verfügen, sind spezielle Abteilungen der Krankenhäuser, bestimmte Industrie- und Chemiebetriebe etc., eine konkrete Möglichkeit hat Dr.Delker in seinem Vortrag am 11.3.2006 vorgestellt. Oder aber Sie werfen den Kadaver im Müllsack in eine dafür vorgesehene Tonne an einer zentralen Sammelstelle.

Eine weitere Möglichkeit ist eine flächendeckende Entwurmung. Das Mittel kann ähnlich wie der Tollwutimpfstoff verabreicht werden.

Das Ergebnis ist ein schöner Balg an der Wand oder irgendwann eine Decke o.ä. Jedenfalls eine nachhaltige Nutzung. Und vor allem ein Beitrag im Kampf gegen den Fuchsbandwurm. Meister Reineke hat ein Recht darauf. Und bei Erfolg im Kampf gegen den kleinen Fuchsbandwurm wird man dieser schönen und interessanten Wildart auch eine relativ hohe Wilddichte zugestehen.

Noch ein Aspekt: Falls Sie den geschossenen und befallenen Fuchs im Revier liegen lassen, wird er sehr wahrscheinlich von einem Wildschwein gefressen. Die Sau kann selbst befallen werden, insbesondere die Leber. Sie schießen dieses Wildschwein und wollen dann die Leber essen, Guten Appetit!

Bilder

Dr. Delker: „Besonders beeindruckend finde ich das Bild von einer infizierten menschlichen Leber und das mikroskopische Bild des kleinen Lorrbass, da man darin die Unmenge an Eiern, die das koddrige Biest ausscheiden kann, sehr gut erkennt.“

 

Die Aktion Fellwechsel des DJV versucht das Problem zu lösen:
www.landesjagdverband.de/detail/artikel/fellwechsel/a/show/

 


Infizierte menschliche Leber

 


Echinococcus-Eier

 


Infektionszyklus

 


Infektionszyklus